Diagnose
Wesentliches Kriterium für die Diagnose eines Delirs ist eine Trübung des Bewusstseins mit Einschränkung der kognitiven Fähigkeiten. Bewusstsein ist aber ein sehr komplexer Begriff, der unterschiedlich definiert werden kann und auch verschieden in der Umgangssprache gebraucht wird. Wesentliche Grundbedingungen für ein ungestörtes Bewusstsein sind [8]:
- Wachheit (Fähigkeit zur Aufnahme von Umweltreizen und zur Reaktion darauf (Kommunikation mit Außenwelt))
- Selbstwahrnehmung (Erkennen der eigenen Existenz und des eigenen Verhaltens als 'Selbst'-Ich-Bewusstsein)
- Fähigkeit zur Selbstreflexion (Erarbeiten von Konzepten zur Verhaltensänderung z.B. auf bestimmte Außenreize hin)

Eine Bewusstseinsstörung kann als eine Beeinträchtigung der Wahrnehmung von Außenreizen und die Reaktion darauf angesehen werden. Sie ist aber von anderen Formen einer gestörten Reaktion (Kommunikation) auf Außenreize abzugrenzen.

In den international gebräuchlichen diagnostischen Leitlinien des DSM 5 [1] bzw. der ICD-10 [11] sind Halluzinationen und in der ICD-10 ein Wahn nur als fakultative Symptome eines Delirs aufgeführt. Dies steht im Gegensatz zu der traditionell im deutschsprachigen Raum benutzten Terminologie, die den Begriff Delir nur verwendet, wenn Halluzinationen oder Wahngedanken bestehen. Falls diese nicht vorhanden sind, wurde und wird im deutschsprachigen Raum meist die Bezeichnung Verwirrtheitszustand gebraucht.

Allgemein wird die Dauer eines Delirs aber mit unter 14 Tagen, meist nur wenigen Tagen angegeben. Nach den ICD-10 Kriterien [11] kann ein Delir bis zu einem halben Jahr andauern.

Die Diagnose eines Delirs erfolgt immer klinisch anhand der charakteristischen psychopathologischen Symptome (s. Tabelle 1). Es sind einige Skalen zur Diagnose und auch Verlaufsbeobachtung entwickelt worden [2,5].

                                                                                                                                                                    
Tabelle 1:Diagnostische Kriterien für ein Delir

in Anlehnung an die ICD-10 [11]                                                              

Bewusstseinstrübung mit
- verminderter Aufmerksamkeit
- Orientierungsstörungen
- Wahrnehmungsstörungen
- Unfähigkeit, die Aufmerksamkeit zu richten, halten etc.

Globale Störung der Kognition mit
-Fehlwahrnehmungen wie Illusionen und Halluzinationen (meist optisch)
-Beeinträchtigung des abstrakten Denkens und der Einsicht, mit oder ohne Wahn
- Merkfähigkeitsstörungen bei weitgehend erhaltenem Altgedächtnis
- Desorientiertheit hinsichtlich Zeit, in schweren Fällen auch für Ort und zur Person

Psychomotorische Störungen (mindestens 1 der 4 folgenden)
- abrupter Wechsel zwischen erhöhter oder verringerter motorischer Aktivität
- verlängerte Reaktionszeit
- vermehrter oder verminderter Redefluss
- verstärkte Schreckreaktion

Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus (mind. 1 der 3 folgenden)
- Schlafstörung, in schweren Fällen Schlaflosigkeit mit Störung des Schlaf- /Wachrhythmus
- nächtliche Verschlechterung der Symptome
- Alpträume, die nach Erwachen als Halluzinationen oder Illusionen fortbestehen können

Alle Symptome können im Verlauf eines Delirs stark wechseln oder verschwinden

Plötzlicher Beginn und Tagesschwankungen der Symptomatik

Gesamtdauer bis zu 6 Monaten, typerischerweise Dauer von einigen Tagen bis zu vier Wochen